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Vorbereitungen vierter Teil: Abschied mit Unsicherheit

  • Autorenbild: jovankaruoss
    jovankaruoss
  • 23. Dez. 2021
  • 2 Min. Lesezeit

Wie bereitet man Kinder auf einen Abschied vor, der vielleicht gar keiner wird? Alija und Naim haben heute ihren letzten Schultag und Nelio seinen letzten Tag im Kindergarten. So Omikron will. Diese Unsicherheit mit dem Virus macht es sehr schwierig, die Kinder auf den Abschied vorzubereiten. Bis wir im Flugzeug sitzen, kann sich noch vieles ändern. Bei Alija keimt bereits ein wenig Hoffnung auf, dass Omikron unsere Berkeleypläne durcheinander wirbelt.

Beim Abschied aus der Krippe in Zürich wurden Alija, Naim und Nelio über drei Wochen auf den Abschied vorbereitet. Es gab ein Käferli, das jeden Tag ein Blatt weiterhüpfte und die Kinder so auf den baldigen Abschied vorbereitet hat. Beim Gedanken an dieses Käferli kriege ich ein schlechtes Gewissen. So gewissenhaft habe ich unsere Kinder nicht vorbereitet. Nelios Kindergärtnerinnen habe ich erst gestern informiert, dass Nelio dann im Herbst wieder kommt.

Mit Alija und Naim habe ich in letzter Minute noch kleine Abschiedsgeschenke für ihre Schulfreunde vorbereitet. Für jedes Kind gibt es ein Schöggeli und ein kleiner Gruss von Alija und Naim. Naim hat bei den ersten drei Schulfreunden enthusiastisch einen persönlichen Gruss geschrieben. Nach der fünften Karte hatte er keine Lust mehr zu schreiben. Aber er hat durchgehalten und jedem Kind eine kleine Karte geschrieben. Für sich selbst hat er auch ein Säckli vorbereitet – ohne Karte, nur mit Schoggi :-D.

Naim scheint den Abschied ganz gut zu verkraften. Alija schwankt. Manchmal geht es besser, manchmal schlechter. Diese Woche war sie oft traurig. Das kann ich gut verstehen, es tut mir sehr leid und ich fühle mich hilflos. Es ist definitiv nicht schön, wenn die Eltern solche Entscheidungen treffen und man kein Mitspracherecht hat. Die Situation ist schwierig. Sie ist nun richtig im Tal angekommen, hat Freunde gefunden und nun reissen wir sie wieder raus. Ich hadere mit uns und unserer Entscheidung.

Sobald ich hadere, sind die kritischen Stimmen in meinem Kopf gleich zur Stelle. “Eure Entscheidung ist egoistisch, ihr bedenkt nicht, was es mit den Kindern macht, eure Kinder werden einen Schaden davon tragen”, hämmern die Stimmen voller Energie in meinem Kopf herum. Dann frage ich mich, ob wir doch hierbleiben sollen. Omikron würde uns einen eleganten Ausweg geben. Doch tief in mir drinnen ist der Wunsch, nochmals zurück zu gehen. Ich war bei unserem Wegzug aus Berkeley nicht bereit für die Rückkehr in die Schweiz. Ein Teil von mir blickt voller Wehmut auf unsere Zeit in Berkeley zurück. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nochmals zurückkehren muss, um hier wieder ankommen zu können.

Es tut mir leid, dass Alija so darunter leidet. Seit Wochen frage ich mich, wie wir ihr die Situation erleichtern können. Ich hoffe sehr, dass sie sich trotz ihrem Kummer auf Berkeley einlässt und sich schnell einlebt. Am meisten hoffe ich, dass sie diese Erfahrung nicht nachhaltig traumatisiert, sondern sie stark macht für die vielen Veränderungen, die ihr Leben noch für sie bereit hält: “Nichts ist so beständig wie der Wandel”. 

 
 
 

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