Von Heldengeschichten zu Magic Moments - Familienferien mal anders.
- jovankaruoss
- 18. Apr. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Apr. 2023

Kein Gepäck wie eine Königsfamilie, keine Hektik vor der Abreise, 30 Minuten Wartezeit am Gleis.
Völlig untypisch und unspektakulär sind wir in unsere Osterferien gestartet. Ganz ungläubig standen wir am Gleis und haben angestrengt überlegt, was wir vergessen haben. In der normalerweise herrschenden Hektik des Aufbruchs ist es schon öfters vorgekommen, dass ein Koffer daheim geblieben ist und wir am Urlaubsziel als erstes einige Kleider und Schuhe einkaufen mussten.
Das erste Mal haben wir in aller Ruhe am Bahnhofskiosk Reiseproviant und Reiselektüren eingekauft.
Der Zug kam pünktlich, wir haben unser für unsere Verhältnisse überschaubares Gepäck verstaut, die Kinder haben Eier bemalt und nach fünf Minuten hat das erste obligatorische “Wie lang geht’s noch?” Johannes und mich aus unseren Gedanken aufgeschreckt. Herd ist aus? Schlüssel dabei? Zahnbürste auch? Im richtigen Zug?
Wir trauten der Sache nicht, irgendwas haben wir bestimmt vergessen.
Dieser Start in den Urlaub verlief zu glatt. So gar nicht typisch für uns. Irgendwas muss schief gehen. So reisen wir nicht, das sind doch nicht wir. Jede Familie hat ihre eigene Art zu reisen und ihren Urlaub zu verbringen. Es gibt Familien, die gerne jedes Jahr an den gleichen Ort fahren, Familien, die am liebsten zu Hause bleiben, Familien, die gerne mit anderen Familien verreisen. Oder Familien wie wir, die ein bisschen Hektik und Chaos gewohnt sind.
Familienferien widerspiegeln immer auch ein wenig die Familie selbst.
Drum ist es nicht verwunderlich, dass Johannes und ich irritiert waren. Diese reibungslose Reise hat das Verständnis unserer Familie ins Wanken gebracht. Sind wir nun plötzlich eine Familie, die bei den organisierten Familien angekommen ist? Bei der sich die Reiseberichte endlich auf die Schönheit des Urlaubsziels und das leckere oder auch nicht leckere Essen konzentriert?
Keine Heldengeschichten mehr von fast verpassten Fähren und Flügen?
Irgendwie passt das nicht zu uns. Weil wenn wir ehrlich sind, lieben wir die Geschichten, wie wir in letzter Minute auf die Fähre gesprungen sind und wir Autos am falschen Flughafen gemietet haben, die Geschichten von verschwundenen Reisepässen und Besuchen auf Konsulaten, von abgesperrten Bereichen und schnüffelnden Hunden am Flughafen.
Natürlich lieben wir diese Geschichten nicht in dem Moment, wo sie passieren.
Aber in dem Moment sind es ja auch noch keine Geschichten. Zu Geschichten werden diese Situationen erst, wenn wir sie erzählen, wir sie ein wenig ausschmücken, vielleicht das eine oder andere Detail unterschlagen oder etwas übertreiben. Erst dann formen sie sich zu den Geschichten, die wir immer und immer wieder erzählen.
Zu den Geschichten, die unsere Vorstellung als Familie formen und prägen.
Auf dem Heimweg sass ich nachdenklich im Zug und überlegte, was der Höhepunkt dieser Reise war. Es gab keinen Höhepunkt. Die Reise bestand aus vielen kleinen, leisen, unscheinbaren Höhepunkten. Eine Fackelwanderung mit Sagen und Mythen über Drachen und kleine Gnome, der Pink Moon über dem Wattenmeer, unsere Kinder, die gedankenverloren im Sand spielen.
Der Höhepunkt dieser Reise war das Zusammensein als Familie.
Vielleicht sind wir als Familie ein wenig erwachsener geworden. Ohne das übliche Chaos und die Hektik können wir die kleinen und leisen Momente schätzen. Und vielleicht sind es nun diese ruhigen Momente, die Geschichten schreiben und uns als Familie prägen.
Magic Moments, würde Nelios Gotti sagen und sich etwas wünschen.
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