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Muttersein – Ein Balanceakt zwischen Verantwortung, Vertrauen und Loslassen

  • Autorenbild: jovankaruoss
    jovankaruoss
  • 25. Mai 2023
  • 2 Min. Lesezeit

7. August 2012, 11.51 Uhr. Alija ist eingeschlafen.


Schnell in die Küche und was kochen. Nein, der Parmesan ist schimmlig! Kein Problem, springe ich kurz in Migrolino ums Eck.


Doch halt, so einfach ist das nicht.


Wenn ich Alija aus der Babyhängematte rausnehme, wecke ich sie auf und die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass sie dann schreit.



Alija liegt in der Babyhängematte und schreit das Haus zusammen
Alija schreit das Haus zusammen

Schläft sie so tief, dass sie in meiner kurzen Abwesenheit nicht aufwacht? Hmmm, was, wenn sie aufwacht, das ganze Haus zusammenschreit und irgendwann in ferner Zukunft bei einer Hypnosesitzung rauskommt, dass all ihre Probleme auf diese fünf Minuten alleine in der Wohnung zurückzuführen sind?


Geht “Penne alle cinque Pi” auch ohne Parmesan? Ja, geht. “Penne alle quatro Pi”.


Kaum habe ich fertig gekocht, ist Alija aufgewacht und hat Hunger. Was sie mir lautstark mitteilt. Also lasse ich meinen Teller stehen und stille sie. Mit einer gesättigten, frisch gewickelten und halbwegs zufriedenen Alija widme ich mich wieder meinen faden, mittlerweile kalten Penne.


In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass mein Leben, so wie ich es gewohnt war, zu Ende ist.


Viele Dinge, die selbstverständlich waren, sind es nicht mehr.


Schnell die Treppen zum einfahrenden Zug runterspringen funktioniert mit Kinderwagen nicht. Ausschlafen am Wochenende ist vorbei. In Ruhe ein Buch lesen ebenso. Kurz schnell eine Runde im Park drehen ist je nach Windelstand nicht schnell.


Es war der Moment, als ich realisiert habe, was es eigentlich bedeutet, Mutter zu sein.


Es wurde mir bewusst, dass ich nun die Verantwortung für das Leben eines kleinen, hilflosen Menschen trage. Eine Verantwortung, die ich nicht mehr abgeben kann. Eine Verantwortung, die ein bisschen mehr als den Verzicht auf Parmesan bedeutet.


Ich zweifelte, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin.


Es gibt keinen Kurs, der Mütter auf das Muttersein vorbereiten könnte. Egal, wieviele Ratgeber man liest, egal, mit wie vielen Müttern man im Vorfeld spricht, man wird nur eine vage Vorstellung davon kriegen, was es bedeutet, Mutter zu sein. Niemand ist der Aufgabe als Mutter gewachsen. Wir alle wachsen gemeinsam mit den Kindern in diese Rolle hinein.


Muttersein ist eine Lebensschule.


In den ersten Tagen und Wochen gewöhnen wir uns an den Rhythmus der Kinder. Wir lernen, die verschiedenen Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen und wissen, wann das Kind hungrig, müde oder einfach nur gelangweilt ist. Wir lernen, einen Teil unserer Unabhängigkeit für unsere Kinder aufzugeben. Wir lernen, mit Unsicherheit und unvorhergesehenen und immer wieder neuen Situationen umzugehen.


Sobald wir das Gefühl haben, dass wir langsam in unserer Rolle angekommen sind, ändert sich alles wieder.


Das Kind will plötzlich Dinge alleine tun, möchte mehr Freiheit, mehr Selbstbestimmung, mehr Unabhängigkeit. Nachdem wir uns erst grad an die Verantwortung und an unsere eingeschränkte Unabhängigkeit gewöhnt haben, wollen unsere Kinder plötzlich mehr Verantwortung und Unabhängigkeit.


Spätestens dann merken wir, dass das Muttersein einem Balanceakt auf dem Hochseil gleicht.


Als Mutter muss man ständig die Balance halten zwischen Vertrauen und Verantwortung, zwischen begleiten und loslassen, zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen des Kindes. Ohne Gleichgewicht können wir unseren Kindern nicht das Vertrauen schenken, das sie benötigen, um die Aufgaben ihres Lebens nach und nach selbst zu meistern. Ohne Gleichgewicht fällt es uns schwer, unseren Kindern die Verantwortung altersentsprechend abzugeben und sie loszulassen.


Aber gerade im Loslassen zeigt sich unsere wahre Grösse, unsere wahre Liebe.


 
 
 

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