FIRE My Way
- jovankaruoss
- 24. März 2021
- 3 Min. Lesezeit
Am Sonntag, 14. September 2008, sind Johannes und ich von unserer Indien- und Tansaniareise zurück gekehrt. Ich hatte den Masterabschluss frisch in der Tasche und am Montag, 15. September 2008, machte ich mich guten Mutes auf die Suche nach meinem ersten Job. Zeitgleich mit meiner Jobsuche ging an diesem Montag Leeman Brothers Pleite und markierte damit den Höhepunkt der damaligen Finanzkrise. Kein guter Zeitpunkt, um als Uniabsolventin einen ersten Job zu ergattern. Aber als HSG-Absolventin war ich natürlich zuversichtlich, dass der Jobmarkt nur auf mich wartet. Das wurde uns schliesslich doch während dem Studium erzählt, nicht? Meine Landung auf dem Boden der Tatsachen war hart, sehr hart.
Zwei Jahre später wurde der Lebenspartner meiner Mutter 66 und ging verspätet in Pension. Ich weiss noch, wie wir zur Feier seiner Pensionierung essen gingen und ich ihn beneidet habe. Er hatte sein Arbeitsleben hinter sich und konnte sich nun entspannt zurück lehnen und sein Leben geniessen, während ich grad meinen ersten Job nach der Uni frustriert gekündigt hatte, um ein weiteres Praktikum in Angriff zu nehmen.
Die Jahre vergingen. Hin und wieder habe ich an dieses Abendessen zurück gedacht. Mir überlegt, wie es wäre, wenn ich bereits pensioniert wäre und tun und lassen könnte, was ich möchte. Dann kam unser Aufenthalt in den USA. Während dieser Zeit habe ich mich zwar um die Kinder gekümmert, aber ich hatte mit den Hackermoms auch Zeit für mich und meine Ideen. Meinen Job beim SECO habe ich nicht vermisst. Die Leute im Team schon.
Bevor ich nach unserem Aufenthalt wieder beim SECO angefangen habe zu arbeiten bin ich über einen Zeitungsartikel gestolpert. Junge Leute, die sich zum Ziel setzen, in kürzester Zeit möglichst viel Geld zu sparen, um dann bereits mit 30 oder 40 Jahren in Pension zu gehen und vom Kapitalertrag zu leben. Hmmm, ich bin also nicht die Einzige, die sich ihre eigene Pensionierung herbeisehnt? Es gibt sogar einen Namen dafür? FIRE – financial independent, retire early, finanziell unabhängig sein und sich früh zur Rente setzen. Den FIRE Anhängern geht es aber nicht darum, dass sie mit 30 oder 40 Jahren aufhören zu arbeiten und auf einer einsamen Insel bis an ihr Lebensende Cocktails schlürfen. Viel mehr möchten sie ihre eigenen Ideen und Träume verwirklichen. Ideen und Träume, die vielleicht Geld abwerfen, vielleicht aber auch nicht.
Mit unserem Wegzug aus der Schweiz bin ich diesem Konzept sehr viel näher. Dank tiefer Kinderbetreuungs-, Wohn- und Lebenshaltungskosten können wir viel mehr Geld auf die Seite legen. Dies ermöglicht mir (dank Johannes) bereits jetzt, mich dem messy little elephant zu widmen und auch diesen Blog zu schreiben. Unser Lebenskonzept entspricht vermutlich nicht ganz den Kriterien der FIRE Bewegung. Aber wen kümmert das schon – FIRE My Way!
In drei Wochen habe ich mich mit meinen ehemaligen HSG-Gspänli zum virtuellen Osterapéro verabredet. Für dieses Treffen habe ich meine Gspänli gebeten, vorgängig Fragen in die Runde einzubringen. Die erste Frage ist bereits eingetroffen und ich habe die Erlaubnis, diese Frage hier zu veröffentlichen:
“Stell dir vor, du würdest in der Lotterie oder sonstwo zu so viel Geld kommen, dass du und deine Liebsten für die nächsten 30 Jahre gut versorgt wären. Wenn nun die Finanzierung des Lebensunterhaltes keine Zeit mehr in Anspruch nehmen würde, weder von dir noch von deinem Partner, womit würdest du stattdessen deine Zeit verbringen wollen? Würde sich in deinem Leben etwas verändern?”
Ist das nicht ein schöner Gedankenanstoss für uns alle für die kommenden Ostertage?
Bleibt gesund und viel Glück bei der Eiersuche!
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