Einleben mit Virus
- jovankaruoss
- 15. Feb. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Masken, Tests, geschlossene Schwimmbäder und Umgang mit Unsicherheit. Das Einleben wird auch in Berkeley von Corona bestimmt. Nachdem Naim und Alija endlich in die Schule gehen durften, ist Naim prompt in der ersten Woche positiv getestet worden. Hurra. Also wieder zurück auf Feld 1. Naim bleibt zu Hause, Alija darf weiterhin in die Schule, da doppelt geimpft und Nelio bleibt auch zu Hause. Testen, abwarten, hoffen, dass bei Naim der untere Strich auf dem Teststreifen endlich verschwindet und beim Rest der Familie nicht auftaucht. Fragen, die durch den Kopf schwirren. Wieso hat Naim den Virus trotz Impfung erwischt? Wieso Alija nicht? Wieso bleiben wir alle negativ? Wie lange noch? Wann ist es überstanden? Wann kommt die nächste Variante? Wann kommt wieder Normalität? Normalität. Was für ein Luxus vergangener Tage.
Wie in Europa gibt es auch hier Lockerungen der Massnahmen. Wobei die Massnahmen hier im Vergleich zu vielen europäischen Ländern eigentlich schon locker sind. Ausgangssperren gibt es keine, und auch die gesetzlich vorgegebenen Einschränkungen sind eher sanft. Allerdings wird die Maskenpflicht sehr ernst genommen. Sehr zu Nelios Erstaunen und Verdruss müssen Kinder bereits ab 2 Jahren Maske tragen. Viele Kinder haben sich so sehr an die Maske gewöhnt, dass sie die Maske auch draussen auf dem Spielplatz tragen. Die Maskentragquote in Berkeley und Umgebung ist hoch. Zum Teil werden sie auch als politisches Zeichen getragen. Mit Maske wird die Unterstützung der aktuellen Regierung und die Abneigung der Vorgängerregierung signalisiert. Johannes hat schon überlegt, ob wir uns T-Shirts der Obama-Kampagne kaufen sollen, um nicht fälschlicherweise als Trumpanhänger zu gelten :-D.
Mit dem mittlerweile wieder negativen Testresultat von Naim kehrt hoffentlich Ruhe in unseren noch fragilen Alltag zurück. Nachdem wir eigentlich gut mit Schule und Preschool gestartet sind, verlief dieser Wochenstart eher zäh. Alija vermisst ihre Gspänli aus dem Kleinwalsertal. Und Nelio hat grad keine Lust auf Maske und Preschool und Englisch. Naim war der Einzige, der nicht gemurrt hat. Johannes vermutet, dass dies mit dem Valentinstag zu tun hat. In den USA wird dieser Tag auch in der Schule gefeiert. Viele Kinder schenken ihren Klassengspänli etwas Kleines. Naim hat schnell gecheckt, dass er wohl nicht der Einzige ist, der seinen Klassengspänli Süssigkeiten schenkt.
Alija ist grad ein wenig im Wechselbad der Gefühle. Manchmal geht es ihr gut und sie freut sich, dass sie wieder mit ihren Freundinnen von früher abmachen kann. Im nächsten Moment vermisst sie aber ihre Freundinnen vom Walsertal, den Schnee, ihr Zimmer und die gewohnte Sprache. Ihr Englisch ist zwar nach wie vor sehr gut, aber natürlich tut sie sich noch schwer, den Gesprächen ihrer Schulgspänli voll und ganz zu folgen. Die Masken machen es nicht einfacher.
Hin und wieder kommen Vorwürfe, dass wir zu oft umziehen und sie keine Lust mehr hat auf neue Schule, neue Menschen und neue Orte. Wenn sie müde ist, mischt sich zu den Vorwürfen auch Traurigkeit dazu. Dann wird es für Johannes und mich schwierig. Machen wir mit unserer Entscheidung unser Kind unglücklich? Gibt es Eltern, die ihre Kinder vom Unglücklichsein bewahren können? Können Kinder Schmid ihres eigenen Glücks sein? Welche Verantwortung trägt man als Eltern für das Glück seiner Kinder? Welche Verantwortung trägt man für sich selbst und sein eigenes Glück?
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