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Ein halbes Jahr Krieg, die erschreckende Gleichgültigkeit und der Rückzug ins Private.

  • Autorenbild: jovankaruoss
    jovankaruoss
  • 26. Aug. 2022
  • 2 Min. Lesezeit

Vor einem halben Jahr hat Putin die Ukraine angegriffen. Meine anfängliche Unfassbarkeit ist mittlerweile erschreckender Gleichgültigkeit gewichen.

Als Putin am 24. Februar 2022 die Ukraine angegriffen hat, war ich entsetzt und schockiert. Ich konnte es nicht fassen, dass im Jahr 2022 in Europa ein souveräner Staat angegriffen wird. Tief in mir drin war die Überzeugung und das Wunschdenken, dass die Weltgemeinschaft schnell reagieren und Putin in die Schranken weisen würde.

Naiv ging ich davon aus, dass die Weltgemeinschaft meine Sicht auf die Geschehnisse teilen würde. Dumm nur, dass es eben keine Weltgemeinschaft gibt, die meine Sicht auf diesen Krieg teilt. Zu divers sind die Interessen der Weltgemeinschaft. Die Sanktionen der westlichen Staaten zeigen zwar eine gewisse Wirkung, doch Putin wird kaum direkt darunter leiden.

Die Frage ist, inwiefern wir vom Krieg in der Ukraine betroffen sind. Ehrlich gesagt spüre ich persönlich sehr wenig vom Krieg. Die Schlagzeilen von möglichen Stromengpässen im Winter nehme ich am Rande wahr. Die Diskussionen um Wärmestuben in Deutschland und der Kauf von irgendwelchen Dieselgeneratoren scheint mir absurd.

Momentan ist es warm und der Winter weit weg. Allerdings ertappe ich mich in den letzten Wochen öfters dabei, dass mich die Meldungen in den Nachrichten doch nicht ganz so unberührt lassen. Ich mich erinnere, dass sich die Welt ganz schnell ändern kann und Undenkbares plötzlich Realität wird. So sehr ich es mir auch einreden möchte, die Coronajahre sind an mir nicht spurlos vorbei gegangen.

Die Zukunft ist plötzlich mit sehr viel mehr Unsicherheit behaftet. Und auch wenn ich die Nachrichten über Stromengpässe an mir vorbeirauschen lasse, so kriege ich doch den einen oder anderen Spritzer ab. Informiere mich, mit was wir heizen. Bin froh um das finanzielle Polster, das uns erlaubt, auch bei einer wesentlichen Teuerung unseren Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Ganz klar, ich bin privilegiert.

Aber diese Unsicherheit, diese Angst vor der Zukunft lässt sich trotz privilegierter Lage nicht abschütteln. In seinem neuesten Buch erklärt der britische Philosoph William MacAskill, dass wir in einer Zeit aussergewöhnlicher Veränderungen leben. In einer Zeit, die von Tausenden von abschussbereiten Atomsprengköpfen geprägt ist. In einer Zeit, in der wir in rasantem Tempo fossile Brennstoffe verbrennen und dabei eine Umweltverschmutzung verursachen, die Hunderttausende von Jahren andauern könnte. In einer Zeit, in der wir Katastrophen am Horizont sehen – von künstlich erzeugten Viren bis hin zu KI-gestütztem Totalitarismus.

Wir leben in einer Zeit, die mir Angst macht und mich lähmt. Die mich den Rückzug in das Private antreten lässt. Zu gross sind die Probleme, zu klein mein möglicher Einfluss. Doch William MacAskill appelliert an uns alle: “In einer solchen Zeit zu leben ist sowohl eine aussergewöhnliche Chance als auch eine tiefgreifende Verantwortung: Wir können eine entscheidende Rolle spielen die Zukunft in bessere Bahnen zu lenken.” Ich weiss noch nicht, welche Rolle ich spielen kann. Aber ich weiss, ich möchte eine spielen.

 
 
 

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