Die verflixte erste Woche nach den Ferien – Oder erkenne die Verbindungen!
- jovankaruoss
- 9. Apr. 2021
- 3 Min. Lesezeit

Mein Bruder hat mal zu mir gesagt, dass die erste Woche nach den Ferien immer Sch**ss* sei. Irgendwie beruhigt mich dieser Satz immer wieder. Nach einer Woche dolce far niente im Tessin tue ich mich grad ein bisschen schwer, wieder im Alltag anzukommen. Wo war ich vor den Ferien stehen geblieben? Was wollte ich nochmals tun?
Während bei vielen nach den Ferien erst mal die Inbox überquillt und man die ersten Stunden damit beschäftigt ist, diese zu entrümpeln, ist mein Postfach ziemlich leer. Da war kein Grossauftrag für 1000 Lätzli drin, nicht mal versehentlich im Spamordner! Hmmm, also so ganz abheben will der messy little elephant noch nicht. Und nach den Ferien ist der kleine innere Kritiker und Zweifler gut ausgeruht sofort zur Stelle. Er hinterfragt, ob das alles Sinn macht. Er hinterfragt, ob ich die Fähigkeiten und Qualifikationen habe. Und er nutzt jede Gelegenheit, um seine Zweifel und Kritik lautstark zu platzieren.
Es ist ganz schön anstrengend, diesen inneren Kritiker in die Schranken zu weisen. Da bin ich sehr froh, dass ich mich regelmässig virtuell mit den goldenen WUPlerinnen treffen kann, die mich dabei unterstützen. Die erste Session des Golden WUP Club ist schon bald zu Ende und es freut mich sehr, dass alle WUPlerinnen eine Fortsetzung wünschen. Falls jemand in der nächsten Session dazustossen möchte, ist herzlich willkommen.
Zu Beginn der ersten Session habe ich mir das Ziel gesetzt, bis Ende April die Zusammenarbeit mit dem Atelier Diversis in Rumänien aufzugleisen. Bis Ende April ist die Zusammenarbeit vielleicht noch nicht vollständig etabliert, aber definitiv auf gutem Wege. Und langsam begreife ich, was für ein Glücksfall das Atelier Diversis ist.
Nach dem Mutterschaftsurlaub mit Naim ist es mir schwer gefallen, wieder im Job anzukommen. Ein Arbeitskollege hat mir damals ein Karriereratgeberbuch empfohlen. Also bin ich in die Bibliothek und habe mir auch gleich zwei, drei andere Bücher aus der Ecke ausgeliehen. “Finde den Job, der dich glücklich macht” hat mich sofort vom Regal angelacht. Brav habe ich alle Aufgaben im Buch durchgearbeitet und so hielt ich am Ende des Buchs meinen eigenen “Karrierenavigator” in den Händen. Als eine mögliche Karriere waren bereits damals die Lätzli ein Thema. Und bereits damals hatte ich die Idee, dass die Lätzli in einer geschützten Werkstätte produziert werden könnten.
Die Produktion in einer geschützten Werkstätte in der Schweiz war finanziell keine Option. Als mir der türkische Stoffproduzent anbot, dass er die Lätzli auch nähen könne, habe ich diese Idee mit der geschützten Werkstätte vorerst auf Eis gelegt. Zum Glück entsprach die Qualität der Näharbeit des türkischen Stoffproduzenten auch nach dem vierten Versuch absolut nicht meinen Erwartungen. Sonst hätte ich nicht weitergesucht und wäre nicht über einen anderen Arbeitskollegen auf das Atelier Diversis aufmerksam geworden.
Ich bin sehr froh, dass ich das Atelier Diversis gefunden habe. Zum einen entspricht die Qualität der Näharbeiten bereits beim ersten Versuch meinen Erwartungen. Zum anderen handelt es sich beim Atelier Diversis um eine geschützte Schneiderwerkstatt, die jungen Erwachsenen den Berufseinstieg vereinfacht und ihnen eine praktische Ausbildung und erste Erfahrungen im Arbeitsleben ermöglicht. Mit dem Kauf eines Lätzlis werden nun künftig junge Erwachsene in schwierigen Lebensumständen unterstützt.
Connecting the dots – Erkenne die Verbindungen. Steve Jobs hat 2005 eine inspirierende Rede an der Universität Stanford gehalten. In dieser Rede erzählt er den Absolventen von seinen eigenen Erfahrungen an der Uni. Wie er nach sechs Monaten seine offizielle Unikarriere beendete, aber trotzdem an der Uni blieb und die Kurse besuchte, die ihn gerade interessierten. Besonders fasziniert haben ihn die Kalligraphiekurse. Nie und nimmer hat er damit gerechnet, dass diese Kurse mal einen praktischen Nutzen haben würden. Bis er 10 Jahre später den ersten Macintosh Computer designt hat. Und plötzlich hatten diese Kurse einen Nutzen, sonst hätten wir vielleicht bis heute nur die störrische Schreibmaschinenschrift auf unseren Laptops.
Die Reise des messy little elephant ist noch nicht zu Ende. Aber bereits jetzt finde ich es spannend, wie im Nachhinein diese vereinzelten Ereignisse plötzlich Sinn ergeben. Ohne meine langjährige Tätigkeit für den Schweizer Erweiterungsbeitrag wäre ich den zwei Arbeitskollegen nicht begegnet, und hätten die Türken beim ersten Versuch meine Erwartungen erfüllt, hätte ich nicht weitergesucht. Beim vierten Versuch spürte ich definitiv, dass dies nicht der richtige Weg ist. Ich hatte zugleich auch das Vertrauen, dass ich eine andere, passendere Lösung finden würde.
Es braucht vielleicht keinen Steve Jobs, um zu erkennen, dass im Nachhinein vieles Sinn ergibt. Nur hat meine Mutter bis jetzt einfach noch keine solch inspirierende Rede gehalten ;-). Aber diesen Grundsatz hat sie mir immer wieder vermittelt – “du weisst nie, für was etwas gut sein wird”. Und zugegeben, dieser Satz hat mich des Öfteren (vor allem als Jugendliche) zur Weissglut getrieben… Und so bleibe ich dran. Man weiss zum Glück ja nie im Vornhinein, für was etwas gut sein wird. Und so freue ich mich über jedes Herzli auf Instagram. Und besonders freue ich mich, dass der neue Familienzugang ein Herzli von einem WM-Sieger gekriegt hat! Von Langläufer zu Langläufer ;-).
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