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Der Tanz der Ausreden oder eine Ode ans Schwimmen

  • Autorenbild: jovankaruoss
    jovankaruoss
  • 29. Juni 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Auf dem Rücken liegen, in die Sonne blinzeln, eins sein mit dem Wasser, mit mir selbst.


Endlich ist der Sommer da und ich kann wieder draussen schwimmen. Doch so sehr ich es auch geniesse, so sehr kostet es mich jedes Mal Überwindung, ins Wasser zu steigen. Zu kalt das Wasser, eine Wolke vor der Sonne, zu faul.


Tausend Ausreden drängen sich jedes Mal zwischen mich und das Wasser.


Einmal im Wasser, frage ich mich, wieso ich gezögert habe. Wieso sich die Ausreden jedes Mal zuverlässig zwischen mich und das erfrischende Nass drängen können. Wieso es mir jedes Mal schwer fällt, mich an ihnen vorbei zu drängen.


Wieso brauche ich so viel Überwindung für etwas, das ich gerne tue?


Seit Januar wartet mein halb gestrickter Pullover auf seine Vollendung. Ich liebe das leise Spiel der Nadeln zwischen meinen Fingern, das meinen Gedanken freien Lauf lässt. Doch wie oft ertappe ich mich dabei, dass ich einen Abend lang auf meinem Natel rum scrolle, irgendwelche Videos schaue oder irgendwelche Dinge recherchiere, von denen ich bereits am nächsten Morgen keine Ahnung mehr habe?


Am Morgen reibe ich mir dann müde und verärgert die Augen.


Wieso habe ich nicht gestrickt? Ein spannendes Buch gelesen? Zeitig ins Bett gegangen? Weil ich für alle diese Dinge zu müde und bequem war. Selbst für ins Bett gehen musste ich mich aufraffen. Keine Lust aufzustehen und noch weniger Lust die Zähne zu putzen. Wie tröstlich ist es da zu wissen, dass ich damit nicht alleine bin.


Wir Menschen sind einfach faul.


Wir können nichts dafür! Es ist ein Überbleibsel der Evolution. Unsere Vorfahren lebten als Jäger und Sammler. Die Nahrung war oft knapp, entsprechend waren Ruhepausen essentiell, damit genügend Energie für das Überleben und die Fortpflanzung blieb. Faul sein war ein evolutionärer Vorteil!


Muskeln verbrauchen etwa 25 Prozent der täglichen Kalorien.


Allein Zähneputzen verbrennt 58 Kalorien. Okay, wenn sie 30 Minuten geputzt würden, was ich doch selten tue. Aber egal, es braucht Energie! Also ist es eigentlich nur schlau, mir meine Energie einzuteilen und selbst das Zähneputzen hinauszuschieben, damit genügend Energie da ist, um für den Fall der Fälle bereit zu sein.


Also wenn um Mitternacht ein Reh vor unserem Haus vorbeispringt oder so.


Ist natürlich Blödsinn. Rennen selten Rehe vor unserem Haus herum. Und wenn, würde ich sie kaum jagen. Aber trotzdem, Instinkt bleibt Instinkt. Erschwerend kommt auch noch die Aktivierungsenergie hinzu. Die Aktivierungsenergie ist eine energetische Barriere, die bei einer chemischen Reaktion von den Reaktionspartnern überwunden werden muss. Übersetzt heisst das so viel wie:


Um ins Bett gehen zu können, muss ich zuerst die Zahnbürstenbarriere überwinden!


Was an manchen Abenden keine leichte Aufgabe ist und mindestens nochmals 10 Kalorien verbrannt! Einmal über der Barriere wartet dann aber das Bett, in welchem ich mich ausruhen und Energie tanken kann. Und genauso ist es auch beim Schwimmen und Stricken. Sobald ich im Wasser oder im Stricken vertieft bin, füllen sich meine Energiereserven wieder.


Einatmen, eintauchen, ausatmen, auftauchen, einatmen. Eintauchen, ausatmen, schweben im Wasser, in Gedanken. Ruhe. Energie.

 
 
 

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