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Der Internationale Frauentag im Schatten des Ukrainekriegs

  • Autorenbild: jovankaruoss
    jovankaruoss
  • 8. März 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Seit über 100 Jahren setzen sich Frauen am 8. März für die Gleichberechtigung von Frau und Mann ein. Angesichts der aktuellen politischen Weltlage fällt es mir heute schwer, mich über den nach wie vor ungenügenden Fortschritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung zu empören. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist für viele Menschen in der Ukraine und in anderen Krisengebieten wohl grad das kleinste Problem.


Vor ziemlich genau 8 Jahren war ich beruflich in Krakau. Krakau ist eine wunderschöne Stadt und drum hatten wir entschieden, dass Johannes mit Alija fürs Wochenende nachfliegt. Es war ein wunderbares Frühlingswochenende, das wir vorwiegend in der Altstadt, in Parks und tollen Cafés genossen. Neben dem Schloss stand auch das Schindlermuseum auf unserer Liste der Sehenswürdigkeiten.


Zu diesem Zeitpunkt war ich mit Naim grad im achten Monat schwanger. Den Aufstieg zum Schloss habe ich gut gemeistert, aber das Schindlermuseum ging mir durch Mark und Bein. Die Bilder der Mütter und ihren Kindern haben mich verstört und zutiefst traurig zurück gelassen. Als schwangere Mutter hielt ich diese Bilder kaum aus. Wie schlimm muss es sein, wenn man die eigenen Kinder nicht beschützen kann? Wenn man nicht weiss, wie man seine Kinder ernähren kann? Wenn man die grundlegenden Bedürfnisse seiner Kinder nicht befriedigen kann?


In genau dieser Lage befinden sich viele Mütter in der Ukraine. Frauen tragen eine ungeheure Last in Kriegen. Sie sind es, die mit ihren Kindern und den älteren und gebrechlichen Verwandten flüchten. Die versuchen, ihren Kindern und ihrer Familie trotz widrigsten Umständen ein klein wenig Sicherheit und Geborgenheit zu spenden. Die mitten im Krieg Kinder zur Welt bringen und damit vielen Menschen einen Hoffnungsschimmer schenken. So wie die kleine Mia, die in der Kiewer U-Bahnstation geboren wurde und Olena Selenska, die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten zu folgenden Worten inspiriert hat: "Kinder, die in Luftschutzkellern geboren wurden, werden in einem friedlichen Land leben, das sich verteidigt hat". Welche Hoffnung und Zuversicht in diesen Worten stecken.


Die ukrainische First Lady, die Berichten zufolge gegen die Kandidatur ihres Mannes für das Präsidentenamt war und sich mehrheitlich aus der Öffentlichkeit rausgehalten hat, stärkt ihrem Mann in diesen schwierigen Zeiten den Rücken. Via soziale Medien wendet sie sich an die Ukrainerinnen und Ukrainer und spendet Zuversicht. In dieser Krisenzeit erhebt sie ihre Stimme und beweist, dass hinter jedem starken Mann eine starke Frau steckt.


Im Gegensatz zu Putin, der an überdimensional grossen Tischen in grösstmöglicher Entfernung zu seinen Beratern sitzt. Eine Beraterin sucht man vergeblich. Und es gibt auch keine Frau im Hintergrund, die sich erheben könnte. Gerüchten zufolge hat er seine Geliebte und die unehelichen Kinder in der Schweiz versteckt. Die selbsternannten starken Männer dulden keine Frauen auf Augenhöhe, die ihre Stimme erheben und ihnen die Show stehlen könnten.


Pavel Povdig, ein führender Nuklear-Experte, hat auf die Frage, ob Putin verrückt sei, folgendes geantwortet (Interview): "Nein, so würde ich das nicht formulieren. Ich glaube eher, er ist ein alternder, isolierter Mann, den seine Mitarbeiter und Untergegebenen schon lange nicht mehr mit einem ernsthaften Gegenargument zu konfrontieren wagen. Macht korrumpiert, und absolute Macht korrumpiert absolut." Ich bin überzeugt, dass Putin mit einer gleichberechtigen Partnerin an seiner Seite die Ukraine nicht angegriffen hätte. Ich bin überzeugt, dass Männer, die ihre Frauen achten und mit ihnen als gleichberechtigte Partner durchs Leben schreiten, nie und nimmer solche Entscheidungen treffen würden.


Im Jahr 1975 wählten auch die Vereinten Nationen (UN) den 8. März zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ . Interessant ist, dass die UNO damals den Frauentag mit dem Weltfrieden verknüpft hat. In der entsprechenden Resolution würdigen die Vereinten Nationen den Beitrag der Frau zur Festigung des Weltfriedens und der Internationalen Sicherheit. In der gleichen Resolution wird auch erwähnt, dass für die Sicherung des Friedens und des sozialen Fortschritts die aktive Mitwirkung der Frau und ihre Gleichberechtigung nötig sind.


In einem Beitrag des Tagesanzeigers wird die zentrale Rolle der Frau in Friedensprozessen aufgezeigt. In Friedensverhandlungen, in denen auch Frauen mit am Tisch sitzen, werden viel eher auch die Interessen von marginalisierten Gruppen aufgenommen. Damit werden diese Friedensabkommen von einer breiteren Bevölkerung mitgetragen und versprechen längerfristig Frieden. Leider sind bei den aktuellen Gesprächen zwischen den beiden Ländern keine Frauen zu sehen.

Und so bin ich auch 2022 nach wie vor wütend und empört. Wütend, dass Gleichberechtigung auch in diesem Jahr ein ferner Traum bleibt. Aber vor allem bin ich dieses Jahr traurig. Traurig, dass in der Ukraine Krieg herrscht. Traurig, dass so viele Frauen und Kinder auf der Flucht sind. Traurig, dass so viele Menschen einen unnötigen Tod sterben. Wäre die Welt friedlicher, wenn Frauen und Männer gleichgestellt wären? Ich glaube ja. Und aus diesem Grund brauchen wir den Internationalen Frauentag, der uns daran erinnert, dass es sich lohnt einzustehen für Gleichberechtigung. In schwierigen Zeiten wie diesen mehr denn je.

 
 
 

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