Das Leben in Berkeley – Eine Liebesgeschichte
- jovankaruoss
- 17. Mai 2022
- 3 Min. Lesezeit
Am 12. Januar 2022 um 16.05 Uhr sind wir in San Francisco gelandet. Nun sind bereits mehr als vier Monate vergangen. Die Zeit rennt. Wir sind beinahe schon wieder am Koffer packen. Während unsere Kinder sich auf die Rückkehr freuen, blicke ich unserem Rückflugdatum wehmütig entgegen. Berkeley wird in meinem Herzen immer einen speziellen Platz einnehmen.
Im Gegensatz zu unserer Rückkehr vor vier Jahren haben wir uns dieses Mal eingehender mit der Rückkehr beschäftigt. Ginge es allein nach mir, würden wir bleiben. Alija und Naim möchten zurück. Und auch Nelio vermisst seine Gspänli aus dem Walsertal. Für Johannes wäre es sicherlich möglich, hier einen Job zu finden und mit dem verbunden ein Visum für unsere Familie. Allerdings ist momentan nicht der richtige Zeitpunkt für einen Jobwechsel.
Dieses Mal haben wir uns bewusst für eine Rückkehr ins Walsertal entschieden. Aber wer weiss, vielleicht gibt es zu einem späteren Zeitpunkt in unserem Leben wieder einmal die Möglichkeit, für einige Zeit in Berkeley zu leben.Spätestens wenn die Kinder ausgezogen sind ;-).
Wieso Berkeley? Die Gründe für meine Liebe zu dieser Stadt, zu diesem Flecken Erde:
Die amerikanische Fehlerkultur
“Aus Fehlern lernt man”, wer kennt dieses Sprichwort nicht. Der durchschnittliche Schweizer/Österreicher lernt still und heimlich aus seinen Fehlern. Die Amerikaner haben einen viel unbefangeneren Umgang mit Fehlern. Man darf scheitern. Ja man soll sogar scheitern. Wer nie scheitert, ist den Amerikanern eher suspekt. Ich finde diese Kultur extrem befreiend und inspirierend.
Dichte an interessanten Personen
Gestern war ich Schwimmen und habe Esti getroffen. Esti ist eine 80ig jährige Frau, die vor 50 Jahren ihren PhD in Statistik an der Universität Berkeley erworben hat. Die Universität gehört weltweit zu den Topuniversitäten. Entsprechend zieht es auch viele spannende Menschen nach Berkeley. Oftmals nur für ein oder zwei Semester. Dies wiederum führt dazu, dass die Einwohner von Berkeley sehr offen für Zugegezogene bleiben. Alija hat sehr schnell Kontakte knüpfen können. Naim und Nelio tun sich sprachbedingt etwas schwerer.
Vielfalt
Bummeln in der Stadt, Besuch von Weltklasse Museen, insbesondere auch für Kinder, Sterne und Mond beobachten im Observatorium, wandern in den majestätischen Redwoods, Sonntagsausflug ans Meer, Ausflug nach Monterey ins Aquarium. Die Möglichkeiten an Freizeitbeschäftigungen, die wir hier haben, sind unglaublich vielfältig.
Urban und doch grün
Berkeley ist ein Insidermarkt, was Wohnungen und Häuser betrifft. Bei uns ums Eck möchten Investoren eine Überbauung mit Wohnungen und Büros errichten. Dagegen formt sich erbitterter Widerstand aus der hiesigen Bevölkerung. Berkeley ist urban, doch grün. Es gibt nur ganz wenige mehrstöckige Mehrfamilienhäuser. Entsprechend sind die Mieten exorbitant hoch. Wer nicht einen gut bezahlten Job hat, kann sich Berkeley nicht leisten. Für die Insider, zu denen wir auch gehören, ist Berkeley ein Paradies. Es hat Kleinstadtcharakter, aber dank der Universität und der Nähe zu Oakland und San Fransisco ist es urban.
Wetter, Flora und Fauna
Ich liebe das Wetter, die Flora und Fauna in Berkeley. In den letzten vier Monaten hat es an sechs Tagen geregnet und vier Tage waren bewölkt. Die restlichen Tage gab es Sonnenschein. Manche mögen nun sagen, dass die ganze Zeit Sonne langweilig sei. Mag sein, aber ich ich liebe langweilige Sonne. Ich weiss natürlich, dass dies für die Natur nicht gut ist und dass es in den letzten Jahren viel zu trocken ist. Doch trotz Trockenheit blüht und grünt es überall. Von unserem Esstisch aus haben wir das Gefühl, als würden wir in einem Baumhaus sitzen.
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