Aufbruch trotz Widerstand
- jovankaruoss
- 11. Nov. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aufbruch zu neuen, altbekannten Ufern! Im Januar wagen wir zum zweiten Mal den Sprung über den grossen Teich. Der Bauch kribbelt. Gedanken schwirren durch den Kopf. Vorfreude. Einige Sorgen und Bedenken. To-To Listen, die immer mal wieder kürzer und länger werden. Das Schwierigste ist jedoch, den Widerstand der Kinder auszuhalten.
Als wir 2016 den Sprung gewagt haben, war Alija vier und Naim zwei Jahre alt. Wir als Eltern standen im Zentrum ihres Lebens. So lange wir da waren, war mehr oder weniger alles in Ordnung. Mittlerweile sind wir nur noch für Nelio das Zentrum in seinem Leben. Bei Alija und Naim müssen wir uns das Zentrum seit einiger Zeit teilen. Entsprechend fiel ihre Reaktion auf unsere Ankündigung aus, dass wir für sechs Monate zurück nach Berkeley wollen. Die Aussicht auf California Sun, Beach und Disneyland lässt die beiden ziemlich kalt.
Steter Tropfen höhlt den Stein, zumindest Naims Stein. Während bei ihm anfangs grosse Ablehnung zu spüren war, freundet er sich langsam mit der neuen Situation an. Seine grösste Sorge ist sein Geburtstag im Mai, den er nicht in Berkeley feiern möchte, da er bis dahin nicht viel Zeit für neue Freunde finden hat. Seine Sorge ist berechtigt. Mit dem Versprechen, dass wir seinen Geburtstag in Berkeley und nach unserer Rückkehr im Walsertal feiern, konnten wir ihn ein wenig beruhigen.
Alija ist widerstandsfähiger. Diese Eigenschaft ist positiv und negativ. Für uns ist sie grad eher negativ. Natürlich können wir verstehen, dass sie mit unserem Entscheid nicht einverstanden ist. Wir verstehen, dass sie nicht schon wieder umziehen und nicht schon wieder die Neue in der Klasse sein möchte. Wir verstehen, dass sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben will. Wir verstehen, dass sie diese Erfahrung nicht nochmals machen möchte und auch nicht daran glaubt, dass diese Erfahrung eine Bereicherung sein könnte. Wir verstehen, dass sie wütend auf uns ist.
Doch was ist die Konsequenz aus diesem Widerstand? Johannes und ich haben den Wunsch, nochmals nach Berkeley zu gehen, auch wenn es nur für sechs Monate ist. Wir sind uns bewusst, dass wir unseren Kindern mit diesem erneuten Umzug auf Zeit viel zumuten. Wir haben Sorgen, dass unsere Entscheidung negative Auswirkungen auf das spätere Leben unserer Kinder haben wird. Doch mit dieser Sorge stehen wir nicht alleine da. Alle Eltern möchten die “richtigen” Entscheidungen für ihre Kinder treffen. Nur leider sehen wir das Resultat unserer Entscheidungen erst in der Zukunft, wenn überhaupt.
Während für einige Kinder Umzüge in der Kindheit sehr traumatisch sind, empfinden andere Kinder die Umzüge als Bereicherung. Allerdings tun sie dies in der Regel eher erst im Nachhinein. Wir hoffen, dass unsere Kinder im Erwachsenenalter schöne Erinnerungen mit unserer Zeit in Berkeley verknüpfen. Wir versuchen, den Umzug und die Eingewöhnung so gut wie möglich vorzubereiten und damit die Voraussetzungen für bereichernde sechs Monate zu schaffen. Wie wir das versuchen, erzähle ich beim nächsten Mal.
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