Abschied in Schritten – Traurig, Stolz, Erleichtert
- jovankaruoss
- 7. Juni 2022
- 2 Min. Lesezeit
Am Freitag hatten Alija und Naim den letzten Schultag. Ich bin traurig, stolz und erleichtert. Traurig, weil der letzte Schultag mir unmissverständlich klar macht, dass bereits fünf Monate vergangen sind und wir uns schon fast auf dem Heimweg befinden. Stolz, weil Alija und Naim die Schule so gut gemeistert haben. Erleichtert, weil wir als Familie wiederum eine schöne Zeit in Berkeley verbringen durften.
Die Erleichterung ist gross: Tief in mir drin das Gefühl, dass unsere Entscheidung für Berkeley richtig war. Unsere Kinder keinen Schaden davon tragen werden. Ich glaube, dass diese Erfahrung unsere Kinder in ihrem weiteren Leben prägt und stärkt.
Alija hat an Freundschaften von früher angeknüpft und neue Freundschaften geschlossen. Ich bin stolz, wie sie sich trotz anfänglichem Widerstand auf die Situation eingelassen hat. Ihre Offenheit beeindruckt mich.
Nach anfänglichen Sprachschwierigkeiten hat Naim grosse Fortschritte in der Schule gemacht. Bis auf Lesen gab seine Lehrerin keine Hausaufgaben. Nachdem er sich am Anfang gegen tägliches Lesen gesträubt hat, ist er nun ein kleiner Bücherwurm. Wir kommen fast nicht mehr nach mit Bücher kaufen.
Für Nelio war unser Aufenthalt zu kurz. Erst jetzt fängt er langsam an, Englisch zu sprechen. Nelio ist ein sehr offenes Kind, das den Kontakt mit anderen Kindern liebt. Dies war sprachbedingt leider schwierig. Er freut sich, wenn wir zurück ins Walsertal gehen und er wieder in seine Kindergartengruppe zurück darf.
Johannes und ich sind uns bewusst, dass wir unseren Kindern einiges zugemutet haben. Wir sind uns auch bewusst, dass wir Glück hatten. Für Alija wäre es sicherlich schwierig geworden, wenn sie in der Klasse nicht gut aufgenommen worden wäre. Bei Naim hatten wir sehr viel Glück mit der Lehrerin. Sie war eine extrem fröhliche und motivierende Lehrerin. Naim ist jeden Tag glücklich aus der Schule rausgesprungen. Und Nelio hatte sehr liebevolle Betreuerinnen in der Preschool.
Ich bin gespannt, was die langfristigen Auswirkungen auf unsere Kinder sind. Werden sie als Erwachsene Reisen und Abenteuer meiden, weil sie das schon zur Genüge hatten? Oder werden sie sich mit viel Zuversicht und Vertrauen in neue Abenteuer stürzen. Ich hoffe sehr, dass unsere Auszeit in Berkeley ihre Offenheit und Neugierde auf das Leben erweitert hat.
Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel. So besagt es zumindest ein Zitat, welches Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben wird. Die Flügel haben wir unseren Kindern gegeben, nun müssen wir uns wohl den Wurzeln zuwenden.
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