Wehmütig im Dazwischen
- jovankaruoss
- 23. Juni 2022
- 2 Min. Lesezeit
Noch eine Woche bis zu unserem Abschied aus Berkeley. Noch zu früh zu packen, und doch noch so viel zu tun. Schaffen wir alles rechtzeitig? Kriegen wir alles in unsere Koffer gepackt? Weshalb tun wir uns das so oft an? Werde ich alt? Müde? Unflexibel? War es das wert für sechs Monate?
Tief in mir drin weiss ich, dass es das wert war. Ich erinnere mich an unseren ersten Besuch an unserem Lieblingsstrand. Die Erleichterung, dass wir es trotz Coronatohuwabohu geschafft haben. Die Ruhe in mir drin als ich am Strand sass und aufs Meer rausschaute. Die Weite des pazifischen Ozeans. Am Ende der Welt. Oder Anfang?
In mir drin herrscht Unruhe, Traurigkeit, Wehmut. Wehmut, was für ein schönes, treffendes Wort für meinen Gemütszustand. Wehmut bezeichnet ein Gefühl zarter Traurigkeit, hervorgerufen durch Erinnerung an Vergangenes. Bei Wehmut bleibt die Vergangenheit der Quell bitter-süsser Freude. Unsere Zeit in Berkeley wird immer einen speziellen Platz in meinem Herzen einnehmen. Und genau wie beim Zergehen bittersüsser Schokolade auf der Zunge wird in meinem Herzen ein zarter bitterer Nachgeschmack zurückbleiben.
Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Es ist nicht einfach, diesen Zeitpunkt zu erkennen. Und es ist gar nicht einfach, in diesem Zeitpunkt zu gehen. Lieber möchte man die Zeit auskosten. Bis zum Schluss. Doch wenn man zum richtigen Zeitpunkt geht, darf man die schönen Erinnerungen für immer in seinem Herzen tragen, können sie zur Quelle bitter-süsser Freude werden.
Das Leben ist eine Reise mit Hochs und Tiefs, Anfängen und Abschieden. Momentan sind wir zwischen Abschied und Neuanfang. Ein Zustand im Dazwischen. Im Bauch ein flaues Gefühl, der Appetit geht zurück. Kribbeln in den Händen. Das Herz wird schwer von den vielen Abschieden, aber auch von den vielen schönen Erinnerungen, die nun ihren Platz in meinem Herzen beanspruchen. Tief in mir drin die Gewissheit, dass ich in Wehmut und Dankbarkeit auf unsere Zeit hier zurückblicken werde.
Im Dazwischen. Bis zum nächsten Aufbruch.
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